pm 15/08: Lohn-Dumping bis auf Null – ESBR zu Arbeit der Freiwilligen-Agentur Marburg

Ehrenamtliche Arbeit darf nicht zum Job-Killer werden! Diese Forderung ist das Ergebnis einer Diskussion des Arbeitskreises „Erwerbslosigkeit und Soziale Bürgerrechte“ (ESBR) am Dienstag (11. November) über die Arbeit der Freiwilligen-Agentur Marburg.

Im Wochenblatt „Marburg Extra“ hatte die Agentur Anfang November die Ausschreibung einer Stelle des Diakonischen Werks Oberhessen (DWO) zur Koordinierung eines „Keks-Projekts“ veröffentlicht. Nach der Wahrnehmung des ESBR handelt es sich dabei eindeutig um einen Arbeitsplatz, der im Rahmen einer bezahlten Tätigkeit ausgeübt werden müsste. Mit der Angabe „vier bis sechs Stunden“ übersteigt diese Tätigkeit zudem das Maß, das nach Ansicht des ESBR ohne Bezahlung gearbeitet werden dürfte.

Bereits in früheren Ausgaben des Wochenblatts hatte die Freiwilligen-Agentur Stellenausschreibungen veröffentlicht, die eher den Eindruck von Arbeitsplätzen erweckten als den Charakter einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Der ESBR befürchtet deswegen einen Missbrauch der Freiwilligkeit gutmütiger Menschen durch unbezahlte Pseudo-Ehrenämter.

„Wir selbst arbeiten ja auch ehrenamtlich“, erklärt Franz-Josef Hanke. Der 2. Vorsitzende des HU-Ortsverbands Marburg koordiniert die Aktivitäten des Arbeitskreises der Humanistischen Union (HU).

In der regelmäßigen Ausschreibung von Stellen seitens der Freiwilligen-Agentur Marburg sieht er die Gefahr einer Verdrängung bezahlter Arbeit durch unbezahlte Ehrenamtliche: „Nach der Einführung von Ein-Euro-Jobs und der Verweigerung eines Mindestlohns soll das Lohn-Dumping nun anscheinend bis an den Nullpunkt herangedrückt werden. Freiwillige und unentgeltliche Tätigkeiten könnten damit zum Abbau regulärer Arbeitsplätze führen.“

Angesichts der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit sei diese Entwicklung nicht hinnehmbar. Gesellschaftlich notwendige Arbeit müsste notfalls mit staatlicher Unterstützung bezahlt werden, forderte der ESBR.

Die Freiwilligen-Agentur Marburg fordert der ESBR auf, künftig keine Stellen mehr auszuschreiben, die den Charakter bezahlter Arbeitsplätze einnehmen oder reguläre Arbeitsverhältnisse verdrängen könnten. Zudem dürfte das unentgeltliche Ehrenamt nach Ansicht des ESBR nicht mehr als vier Stunden wöchentlich einnehmen. Schließlich sollte die Agentur eher die inhaltlichen Profile von Vereinen veröffentlichen als konkrete Stellen.

„Wir verstehen ehrenamtliche Arbeit als Engagement für bestimmte politische, soziale oder kulturelle Ziele“, erklärte Hanke abschließend. „Das kann die Freude an historischen Omnibussen natürlich genauso gut sein wie die Aufzucht junger Hunde oder die Bürgerrechtsarbeit. Eine Geschäftstätigkeit hingegen sollte auch von Vereinen bezahlt werden!“

Dragan Pavlovic

Über dp

Pressesprecher der HU Marburg

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